christian carls

 

 

 

Gewaltfreie Kommunikation

„Gewaltfreie Kommunikation“ ist der Name eines Modells für entspannte Kommunikation, das sich leicht anwenden und vermitteln lässt. Das Modell wurde von dem amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg entwickelt. Gewaltfreie Kommunikation wird von ihm auch als „Giraffensprache“ bezeichnet: Giraffen haben einen guten Überblick und ein großes Herz. In diesem Text wird eine vereinfachte Variante der Gewaltfreien Kommunikation vorgestellt, die sich in Seminaren bewährt hat.

Die wichtigsten Eigenschaften Gewaltfreier Kommunikation

In der Gewaltfreien Kommunikation richten wir unsere Aufmerksamkeit immer wieder auf unsere Gefühle, Bedürfnisse und Fähigkeiten - und auf die Gefühle, Bedürfnisse und Fähigkeiten unseres Gegenübers. In der Gewaltlosen Kommunikation gibt es keine Bevormundung, keine Vorwürfe, keine Forderungen, keine Anweisungen und keine Bewertungen, keinen Tadel, kein Lob. Die Umsetzung ist ziemlich einfach: Solange wir einen Vorwurf oder eine Forderung auf den Lippen haben, schweigen wir. Einen Satz, der mit „Warum...“ oder „Ich erwarte...“ beginnen soll, lassen wir ungesagt. Daraus ergibt sich für uns die Chance, manchmal sogar die Notwendigkeit, auch in angespannten Situationen Zugang zu unseren Bedürfnissen zu finden. Wir ändern also die Perspektive. „Was will ich nicht?“ führt uns zum „Was wünsch ich mir?“. Wenn umgekehrt ein anderer einen Vorwurf oder eine Forderung an uns richtet, achten wir gleichermaßen auf die Bedürfnisse und Wünsche, die uns unser Gegenüber, wenn auch auf ungeschickte Weise, damit offenbart. Mit diesem Perspektivwechsel haben wir durch eigenen Entschluss von jetzt auf gleich nur noch Menschen um uns herum, die gewaltfrei kommunizieren. Übrigens: In der Gewaltlosen Kommunikation geht es nicht um friedfertige Selbstaufopferung. Im Gegenteil: Gewaltlose Kommunikation nützt vor allem uns selbst. Durch den Fokus auf unsere Bedürfnisse statt auf unseren Ärger erhöht sie unsere Chance, zu bekommen, was wir uns wünschen. Wir lernen, Bedürfnisse anderer besser wahrzunehmen und gewinnen an Freude, indem wir andere leichter erfreuen können. Unser Ärger hingegen, mag er in einer konkreten Situation noch so „berechtigt“ sein, schadet vor allem uns selbst. Daran ändert auch die Bestätigung anderer - „Da ärgerst Du Dich zu Recht“ – nichts. Zum wahrscheinlichen Schaden für unsere Gesundheit kommt der Schaden, den wir bei anderen anrichten und der sich oft multipliziert. Marshall Rosenberg dazu: „Wenn wir wüssten, wie sehr wir jedes mal bezahlen, wenn ein anderer Mensch unsere Äußerungen als Kritik, Vorwurf oder Demütigung auffasst, würden wir diese Sprache nie wieder verwenden.“ Der Ärger vergeht schneller, wenn wir Zugang zu unseren Bedürfnissen und Wünschen suchen, statt unserem Ärger und seiner Begründung nachzugehen. Ärger ist, wie Rosenberg argumentiert, kein Gefühl, das ausgelebt werden muss. Im Gegenteil: Solange wir uns dem Ärger hingeben, bleibt der Zugang zu unseren Gefühlen und lebendigen Bedürfnissen versperrt. Gewaltfreie Kommunikation zielt auf einen pragmatischen, realistischen Umgang mit anderen. Sie öffnet den Blick für die Vielzahl der Möglichkeiten, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Der Verzicht auf Forderungen zum Beispiel schützt uns vor der negativen Energie, mit der Menschen Dinge für uns tun, wenn sie sie nicht freiwillig tun. Sie schützt uns auch vor der fragwürdigen Qualität der Produkte, die unter Zwang entstehen: Wie zum Beispiel schmeckt das Essen, das Sie nach dem Vorwurf: „Warum hast Du schon wieder nicht gekocht...?“ und der Forderung: „Ich erwarte, dass das Essen auf dem Tisch steht, wenn ich nach Hause komme!“ serviert bekommen?

Die Bausteine

Baustein I: Zuhören

Gewaltfreie Kommunikation gibt Raum zum Erzählen. Wo konkretes und anschauliches Erzählen zugelassen wird, entsteht die Möglichkeit für offene und spontane Selbstmitteilung. Ein Vorteil dieses Ansatzes: Erzählen braucht nicht erlernt werden. Die Künstlichkeit, Absichtlichkeit und angespannte Selbstkontrolle, die mit angelernten Formen der „Ich-Botschaften“ oft verbunden ist, entfällt. Erzählen ist die natürlichste Form der Selbstoffenbarung, die fast jeder beherrscht, insbesondere, wenn er/sie auf ein geduldiges und zugewandtes Gegenüber trifft.

Baustein II: Auf Selbstoffenbarungen achten, insbesondere auf Bedürfnisse

Egal, ob erzählt, argumentiert, gedroht oder geschimpft wird: In der Gewaltfreien Kommunikation richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Bedürfnisse und Wünsche, die uns unser Gegenüber offenbart. Eine Atmosphäre, in der Bedürfnisse wahrgenommen werden, gibt uns Kraft und Lebendigkeit. Wenn wir dagegen unsere Aufmerksamkeit auf das richten, was uns nicht gefällt, verlieren wir an Lebendigkeit. Die Gewaltfreie Kommunikation wird deshalb auch als „Sprache der Lebendigkeit“ bezeichnet.

Baustein III: Wünsche oder Bitten formulieren

Bedürfnisse sind Abstraktionen von Wünschen: Wer erwartet, dass ein Gast Blumen mitbringt, hat vielleicht ein Bedürfnis nach ausgedrückter Wertschätzung, das etwas fixierte Formen angenommen hat. Fehlende Blumen können da leicht zur Enttäuschung werden, solange der Blick auf andere Ausdrucksformen der Wertschätzung verstellt bleibt. Gelingt es, den formulierten Wunsch als Startpunkt für eine Suche nach Bedürfnissen zu nutzen, entsteht mehr Offenheit für Alternativen, im Beispiel vielleicht der dankbare Blick auf die gute Laune, die der Gast mitbringt oder der pragmatische Beschluss, eher Kontakt zu anderen Menschen zu suchen, denen Gesten der Wertschätzung leichter fallen.

Die Umsetzung

Die Gewaltfreie Kommunikation hat, wie oben beschrieben, eine einfache Grammatik, die sich leicht erlernen und weitergeben läßt. Bereits die oberflächliche Anwendung der Gewaltlosen Kommunikation hat große Wirkung auf die Art der Gesprächsführung und Rückwirkung auf unsere „innere Haltung“.

 

Literatur und Links zur „gewaltlosen Kommunikation“

Rosenberg, Marshall B.: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens.  Überarbeitete Neuauflage, 2004.

Rosenberg, Marshall B.: Das können wir klären! Wie man Konflikte friedlich und wirksam lösen kann. 2004.

Phantasiereise zu lebendiger Kommunikation
 

Wikipedia zum Konzept der „Gewaltfreien Kommunikation“:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation  

Umfangreiche Sammlung von Materialien zum Kommunikationskonzept von Marshall Rosenberg

www.gfk-training.com/wasistgfk.htm  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

christian carls - düsseldorf - kritische gerontologie im internet - altenarbeit - gemeinwesenorientierte seniorenarbeit - altenhilfe - gerontologie - elearning - blended learning - online-workshops - altersbilder - gewaltfreie kommunikation